Verbraucherzentrale: Vorsicht vor Stromanleihe zum Finanzieren von Stromleitungen

  • 05.08.13 Der niederländische Stromnetzbetreiber TenneT bietet mit der "Bürgeranleihe" den Stromkunden rund um die Stromleitung ein Finanzierungsobjekt an. Diese sogenannte Stromanleihe erlaubt den Bürgern, sich am Ausbau der deutschen Stromtrassen zu beteiligen und finanziell von der Energiewende zu profitieren.

    Dabei geht es um die Stromtrasse im Westen Schleswig-Holsteins. Wer dort wohnt oder ein Grundstück besitzt, kann die Bonds bis Ende August ab 1000 Euro zeichnen.

    Allerdings warnt nun die Verbraucherzentrale Hamburg und das nicht ganz zu unrecht. Die TenneT-Bürgeranleihe ist für Anleger aufgrund der hohen Risiken ungeeignet. Mit der Stromleihe wird der Ausbau der Stromtrassen finanziert, dadurch kommt der Stromnetzbetreiber TenneT an frisches Geld. Im Falle einer Insolvenz von Tennet geht der Käufer der "Bürgeranleihe" aber mitunter leer aus und das Geld ist verloren.

    "Privatanlegern wird suggeriert, dass sie exklusiven Zugang zu einer rentablen Geldanlage erhalten. Weil die Politik mit Umweltminister Peter

    Altmaier und Wirtschaftsminister Philipp Rösler für diese Form der Beteiligung wirbt, besteht die Gefahr, dass viele Menschen im Vertrauen darauf die Anlagerisiken nicht ausreichend berücksichtigen", erklärt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg.

    Auch kann der Bürger, welcher in die Bürgeranleihe investiert, den Kredit nie kündigen. Die Laufzeit ist unbefristet, so dass nur ein Verkauf über den Börsenhandel in Frage kommt. Damit unterliegt die Anleihe aber durchaus erheblichen Kursschwankungen.

    Den angekündigten rentablen Zins von 5 Prozent jährlich gibt es für die Anleger frühestens nach Baubeginn. Bis dahin liegt er lediglich bei 3 Prozent. Überdies kann sich der für 2015 geplante Bauauftakt durch Gerichtsprozesse verzögern, denn es gibt Widerstände in der Region und von Naturschützern, so die Verbraucherschützer weiter. Selbst mit dem Start des Baus ist der Zins nicht garantiert und kann unter Umständen niedriger ausfallen als angekündigt.

    Die Finanzexperten an der Börse haben schon zuvor vor der Bürgeranleihe gewarnt. Das Fazit der Experten lautet, dass diese Papiere einen Aufschlag zu normalen Schuldtiteln desselben Emittenten haben, jedoch sind die Risiken größer. Kommt es nämlich zu einer Insolvenz, werden Inhaber der Hybridanleihe erst nach anderen Gläubigern bedient.

    Im Gegensatz zum Konzern bewertet S&P die Anleihe nur mit "BB+" und damit mehr als spekulativ. Denn die Bürgeranleihe ist ein Hybridbond.

    Darüber hinaus hat die Anleihe keine feste Laufzeit. Tennet verspricht zwar, das Papier in den ersten zehn Jahren nicht zu kündigen. Wer verkaufen will, muss den Weg über die Börse wählen. Das Unternehmen selbst gibt aber zu, dass der Markt dafür wohl nicht sehr liquide sein wird. Daher kann der Käufer das Papier nur weit unter Wert und mit einem erheblichen Verlust verkaufen. In Fachkreisen auf dem Finanzmarkt spricht man dann von einer "Schrottanleihe".

    Mittlerweile steht der Umweltminister Peter Altmaier auch nicht mehr zu seiner Idee der Bürgeranleihe. Die Bürgeranleihe ist alleinige Sache von Tennet, teilt man dort den Medien mit. Man hat wohl beim Umweltministerium zuvor versäumt Finanzexperten zu fragen.


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